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Realismus und Naturalismus
(1848-1900) und (1880-1900)
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Literatur
1. Букаев, А.И. История немецкой литературы / Букаев,
А.И. Ч.I. – Минск: Выш. школа, 1978. – 192
с.
2. Крайнова, Л.Е. Хрестоматия по немецкой литературе / Крайнова, Л.Е. – СПб.: КОРОНАпринт, 2004. – 348 с.
3. Baumann, B. Deutsche Literatur in Epochen / Baumann, B. – Ismaning: Max Hueber Verlag, 1996. – 367 S.
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Plan der Vorlesung:
Realismus: historischer und geistesgeschichtlicher Hintergrund.
Der poetische
Realismus in Deutschland.
Autoren und ihre Werke: Friedrich Hebbel, Theodor
Fontane.
Naturalismus: die Begriffserklärung, historischer und geistesgeschichtlicher Hintergrund.
Autoren und ihre Werke: Arno Holz, Johannes Schlaf, Gerhart Hauptmann.
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Realismus
Wie der Begriff anzeigt, geht es dem Realismus
um die Wirklichkeit, d.h. um das, was im 19.
Jh. oft unter Wirklichkeit verstanden wurde: die beobachtbare, durch die Sinne wahrzunehmende Wirklichkeit des Menschen und der Natur. Eine solche Auffassung von Realität grenzte sich bewusst ab von jeglichem Übernatürlichem (z.B. Religion), das man als Illusion, als "unwirklich" ansah.
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Historischer Hintergrund
Der gewaltige Aufschwung in Naturwissenschaft und Technik
führt zur Vorstellung der Erklärbarkeit aller Dinge und des
Menschen. Entdeckungen und Erfindungen: Röntgenstrahlen (Röntgen), Dieselmotor (Diesel), drahtlose Telegraphie (F. Braun), Elektrizitätslehre (Hertz), Pathologie (Virchow), Bakteriologie (R". Koch).
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Historischer Hintergrund
1862 Bismarck wird preußischer Ministerpräsident, 1871-1890 Reichskanzler
1866 Krieg zwischen Österreich und Preußen; Norddeutscher Bund
1870
Deutsch- Französischer Krieg
1871 Deutsches Kaiserreich
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Geistesgeschichtlicher Hintergrund
Charles Darwin (1809-1882):
Nach seiner Lehre ist
die Natur geprägt vom Kampf der Arten um das
Überleben. Nur diejenige Art setze sich durch, die sich der Umwelt am besten angepasst habe. Auch der Mensch sei Teil der Natur, das Produkt der Naturgeschichte (Evolution). Eine solche Auffassung widersprach der gängigen biblischen Lehre, nach der die Natur und v.a. der Mensch eine Schöpfung Gottes ist.
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Geistesgeschichtlicher Hintergrund
Ludwig Feuerbach (1804-1872):
Er sprach der Religion
jeglichen Realitätsgehalt ab und interpretierte sie als Erfindung des
Menschen.
Karl Marx (1818-1883):
Philosophie, Religion, Recht und andere Geisteswelten seien nicht das, was sie vorgeben, sondern nur verschleierter Ausdruck ökonomischer ("realer") Interessen.
? Solchem Denken entsprach die gesellschaftlich-historische Entwicklung des 19. Jh. Das Materielle und Ökonomische gewann immer mehr an Bedeutung.
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Vergleich
REALISMUS ernsthafte Behandlung von alltäglichen menschlichen Problemen von
beliebigen Individuen in einem ganz bestimmten gesellschaftlichen, historischen Kontext
in verständlicher Darstellung (Prosa)
KLASSIK vom Alltäglichen konnten nur "niedere" Gattungen handeln (z.B. Komödie) meist bekannte oder typische Figuren, die wie Ort und Zeit von der Tradition vorgegeben waren. Verstehen erfordert Kenntnisse der Tradition, bestimmter literarischer Formen, Umgang mit einer besonderen Sprache
ROMANTIK Errichtung einer wirklichkeitsfernen Welt
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Der poetische Realismus in Deutschland
Der poetische Realismus ist
die deutsche Variante des europäischen Realismus. Das Attribut "poetisch"
muss nach allem, was über den Realismus gesagt wurde, als widersprüchlich erscheinen. In der Tat bedeutet dies, dass der deutsche Realismus im Vergleich zu dem französischen als weniger "realistisch" angesehen werden kann. Die deutschen Realisten selbst haben sich bewusst sowohl von der Romantik als auch von einem schonungslosen Realismus distanziert.
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Ursachen
Die Ursachen für diese eigenständige Entwicklung liegen in
der besonderen Situation Deutschlands im 19. Jh.:
Das Vorbild der
Klassik (Goethe, Schiller) wirkte auf die nachfolgenden Schriftstellergenerationen normbildend.
Bis 1871 war Deutschland in Kleinstaaten aufgesplittert, die Industrialisierung setzte relativ spät ein, so dass lange provinzielle, ländliche, idyllische Verhältnisse erhalten blieben.
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Merkmale realistischer Literatur
Der Realismus wollte die ihm fassbare
Welt unparteiisch beobachten und schildern.
Ausgeschaltet wurde, was jenseits
des Realen liegt und genauso Gefühl und Meinung des Dichters selbst.
Die zeitgenössische Literaturkritik verlangt eine realistische Dichtung. Von realistischer Dichtung spricht man, wenn die Schriftsteller ihr Interesse dem Alltäglichen zuwenden, um es ernsthaft, umfassend und ohne subjektive Kommentare zu beschreiben, so dass die Darstellung den vergleich mit der historischen Wirklichkeit herausfordert.
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Merkmale realistischer Literatur
Nur letztere (=Wirklichkeit) sollte gezeigt werden.
Zum Alltäglichen gehört insbesondere auch die Arbeitswelt. Sie erhält
nun ihren eigenen Wert, erscheint aber noch ganz in der Sicht des Bürgers, nicht in der des Arbeiters wie später im Naturalismus.
Da sich die distanzierte Beschreibung größerer Zusammenhänge im Grunde nur in erzählender Literatur durchführen lässt, ist diese Epoche wie keine andere auf Roman und Novelle konzentriert.
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Verklärung in der realistischen Literatur
Die Literaturkritik fordert aber,
dass das Alltägliche zugleich verklärt werde: die Dichtung müsse
auch eine tiefere, „poetische“, mehr dem Schönheitsgefühl als der Einsicht zugängliche Wahrheit aufzeigen.
Man glaubt nämlich, dass sich in der alltäglichen Wirklichkeit, so unvollkommen sie ist, ein harmonisches Ganzes verberge. Das ist die tiefere Wahrheit, die die Dichtung aufdecken muss. Sie soll das Alltägliche zwar in treffender Wahrscheinlichkeit darstellen, aber ohne das Hässliche zu zeigen, und ihre Kritik in Versöhnung ausklingen lassen.
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Zu Drama und Lyrik
Die Lyrik als die subjektivste
der drei literarischen Grundgattungen eignete sich für die ästhetischen
Prinzipien des Realismus am wenigsten.
Das Drama entdeckte die Misere der gesellschaftlichen Realität als möglichen Gegenstand erst im Naturalismus.
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Friedrich Hebbel (1813 - 1863)
"Maria Magdalena" (1844)
"Herodes und
Mariamne" (1850)
"Agnes Bernauer" (1855)
"Gyges und sein Ring" (1856)
"Die Nibelungen"
(1862)
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Theodor Storm (1817 - 1888)
"Immensee" (1850)
"Aquis submersus" (1876)
"Der
Schimmelreiter" (1888)
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Theodor Fontane (1819 - 1898)
"Balladen" (1861)
"Wanderung durch
die Mark Brandenburg" (1862-1882)
"Vor dem Sturm" (1878)
"Die Büьcke am
Tay" (1879)
"Schach von Wuthenow" (1883)
"Cecile" (1887)
"Irrungen Wirrungen" (1888)
"Stine" (1890)
"Frau Jenny Treibel" (1892)
"Meine Kinderjahre" (1894)
"Effi Briest" (1895)
"Der Stechlin" (1898)
"Von Zwanzig bis Dreißig" (1898).
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Der Naturalismus ist dem Realismus verwandt, beide haben
dieselben geistigen und sozialen Wurzeln. Die Naturalisten versuchten aber,
die Grundideen des Realismus konsequent zu Ende zu denken, sie empfanden sich als radikaler.
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Begriffsklärung
Naturgetreue Abbildung der Wirklichkeit ohne Stilisierung
Die im
Realismus begonnene objektivierende Tendenz wird radikal fortgesetzt.
Gesamteuropäische Bewegung;
in Deutschland seit den ,Kritischen Waffengängen ' der Brüder Hart (1882). Begriff ist in der Epoche selbst entstanden und als "Revolution der Literatur" gemeint.
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Historischer Hintergrund
Blütezeit des politischen und wirtschaftlichen Imperialismus.
Einerseits
selbstgefällig-repräsentative Kultur des Wilhelminismus (z. B. Siegesallee, Reichstag in
Berlin), andererseits Mietskasernen mit lichtlosen Hinterhöfen für ein verelendetes Proletariat.
Positivismus als Weltanschauung: Lehre von der Gesetzmäßigkeit aller Dinge ohne metaphysische Voraussetzung. Der Mensch ist wie die Natur wissenschaftlich erklärbar als Produkt von Erbgut, Milieu, geschichtlicher Situation.
Einfluss der Lehren von Ludwig Feuerbach, Charles Darwin, Karl Marx.
Aufgabe der Kunst: Aufdeckung der Kausalzusammenhänge im menschlichen Schicksal.
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Aufgabe der Kunst
Der wichtigste Theoretiker des Naturalismus, Arno
Holz, fasste das Problem in eine Formel (!): "Kunst=Natur-x".
Das "x" sei das Material der Kunst, ihre "Reproduktionsbedingungen", im Falle der Dichtung also die Sprache und die dichterischen Formen. Das "x" müsse möglichst nach Null tendieren, die Literatur also die Wirklichkeit möglichst exakt abbilden.
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Natur", "Wahrheit", "Leben"
Als "Natur", "Wahrheit", "Leben" bezeichneten die
Naturalisten die Realität, so wie sie sie sahen.
Die
Naturalisten interessierten sich für diejenigen Bereiche, in denen die Determiniertheit ihrer Meinung nach am krassesten zum Ausdruck kam und die vom bürgerlichen Bewusstsein damals in der Regel verdrängt wurden: die soziale Frage, die Exzesse der Großstadt - Alkoholismus, Geschlechtskrankheit, Kriminalität-, die Zerrüttung von Familie und Ehe, sei es durch die Verlogenheit der Reichen, sei es durch die Not der Armen.
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Die Naturalisten protestierten dabei gegen soziale Missstände, gegen
den deutschen Obrigkeitsstaat, waren aber prinzipiell von pessimistischer Grundhaltung,
zeigten keine Lösung, vermittelten keine Hoffnung.
Sie verstanden sich trotz aller Nähe zu sozialen Themen, trotz aller Sympathie für die Sozialdemokratie nicht als politische Bewegung mit Programm, konkreten Zielen und mit Strategien.
Der Naturalismus war in erster Linie eine bürgerlich-intellektuelle, vorwiegend literarische Protestbewegung
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Im Schauspiel Versuch der Herstellung von Wirklichkeit auf
der Bühne: Alltagsmenschen (Arbeiter, Kleinbürger), Ausgestoßene (Alkoholiker, Kranke, Geistessgestörte).
Alltagssprache (Stottern, Stammeln, Dialekt).
Analytische Charakter- Dramen: geringe Personenzahl, ausführliche Bühnenanweisungen, szenische Details; Sekundenstil, Vermeidung des Monologs als , unrealistisch'. Fiktive "vierte Wand" zum Publikum: Schlüssellochperspektive.